„Ich kann mit Jean-Pierre mitfühlen,“ richtete Lohne-Trainer Uwe Möhrle nach der Partie die Worte an unseren Trainer. „Wir waren in den letzten Wochen ganz oft in der Situation: Gut gespielt, viele Chancen kreiert, die Dinger nicht gemacht und am Ende mit leeren Händen da zu stehen.“
Dieses Mal war es aus Sicht der Gäste andersrum. Der Großteil des Spiels gehörte unserer Mannschaft, die sich zahlreiche Tormöglichkeiten herausarbeiten konnte, den leider nur 295 Zuschauern ein richtig gutes Spiel bot. Nur das Tor blieb wie vernagelt. „Heute haben wir gefühlt, dass Fußball ein knallharter Ergebnissport ist“, sagte unser enttäuschter Trainer Jean-Pierre Richter nach der Partie.
„Die Mannschaft hat gerade in der ersten Halbzeit den Matchplan bestens umgesetzt. Wir wussten, wie wir den Gegner anlaufen wollen, welche Räume wir bespielen wollen, sind in der ersten Hälfte bei zwingenden Angriffen deutlich überlegen gewesen, haben den Ball in aussichtsreichen Positionen nicht vollenden können oder die falschen Entscheidungen getroffen.“
Die Statistik belegt die Norderstedter Überlegenheit: 21 Mal tauchten wir im Strafraum der Lohner auf, kamen dabei auf neun Torschüsse, während Lohne ganze sechs Mal in unseren Sechzehner zu Gast war und nur zwei Mal den Ball aufs Tor brachten. Doch das reichte den effektiven Gästen: Der eingewechselte Marc Augé wurde nicht entscheidend gestört, kam aus 18 Metern zum Abschluss und nagelten die Kugel so präzise in den Winkel, dass Arne Exner, selbst wenn er 2,50 Meter groß wäre, den Ball nicht mehr erreicht hätte (70.).
Es blieb der einzige Treffer in einer Partie, in der wir schon zur Pause hätten 2:0 führen müssen. Nathan Winklers Schuss aus 17 Metern stricht hauchzart über das Gebälk (10.), Kevin Prinz von Anhalt ließ ein Zuspiel mit der Brust abtropfen und nahm die Kugel dann direkt, zielte jedoch zu hoch (17.), Marc Bölter tankte sich im Strafraum durch drei Lohner durch, entschied sich dann aber für das Zuspiel auf Manuel Brendel, dessen Schuss geblockt wurde (20.), ein Kopfball von Brendel nach Bölter-Flanke landete zu unpräzise in den Armen des Torhüters (30.), einen Schuss von Juri Marxen konnte Torhüter Marko Dedovic unter sich begraben (32.), Brendel scheiterte aus spitzem Winkel ebenfalls an Dedovic (34.).
Die Möglichkeiten waren also da, immer wieder gab es sehenswerte Zuspiele und gelungene Einzelaktionen, die Defensive stand wie ein Fels in der Brandung und ließ die Gäste im ersten Durchgang nicht einmal gefährlich vors Tor kommen.
In der zweiten Hälfte standen die Gäste etwas kompakter, ließen weniger zu und tauchten nun auch selbst vor dem Norderstedter Gehäuse auf. Malte Wengerowski fasste sich auf Vorarbeit von Thorsten Tönnies ein Herz, traf aber nur die Werbebande neben dem Tor (50.). Doch schnell rissen unsere Jungs das Zepter wieder an sich. Kevin von Anhalt fand mit seinem Querpass vor das Tor keinen Abnehmer (55.), Torhüter Dedovic konnte bei einem 20-Meter-Knaller von Nils Brüning nur noch die Fäuste hochreißen (56.).
Dann blieb den Zuschauern der Torschrei im Hals stecken. Manuel Brendel flankte von der linken Seite in die Mitte, wo sich Torhüter Dedovic verschätzte. Der Ball landete auf dem Kopf vom Prinzen, der den Ball über Dedovic köpfte… ein Lohner Verteidiger kratzte den Ball noch von der Linie (69.). Das hätte es sein müssen. Doch stattdessen trat Marc Augé für die Gäste.
Zu allem Überfluss mussten wir die Schlussphase zu zehnt bestreiten – Abwehrchef Moritz Frahm stellte den Hintern gegen Augé raus, Schiedsrichter Sambill griff sich sofort an die Gesäßtasche und zeigte Frahm die Rote Karte. Absolut kein böses Foul, so dass Frahm wohl nicht lange gesperrt wird, aber eben doch eine Notbremse. Umso bitterer, da Marc Bölter die fünfte gelbe Karte sah und wir gegen Phönix Lübeck am kommenden Wochenende somit gleich zwei weitere Defensivspieler ersetzen müssen – ist ja nicht so, dass Kevin Kling und Saibo Ibraimo sowieso verletzt ausfallen und Andre Wallenborn noch nicht bei 100% ist. Aber irgendwas ist ja immer…
Trotz Rückstand und Unterzahl gab sich unsere Elf nicht auf. „Wir haben hinten raus trotz des Rückstandes und des Platzverweises nochmal alles probiert, die Mannschaft hat Charakter zeigt. Was Engagement und Bereitschaft angeht, haben wir uns heute auf einem sehr, sehr guten Niveau präsentiert“, konnte Jonny Richter der Mannschaft mit Ausnahme der Effektivität vor dem Tor keinen Vorwurf machen. „Da sind wir sehr unzufrieden und heute auch nicht gut genug gewesen.“
Und trotzdem wäre der Ausgleich noch drin gewesen, nachdem zuvor der eingewechselte Eric Gueye im Strafraum zu Fall kam. Doch dem erneut starken Kapitän Ersin Zehir, der sich immer wieder zweikampfstark und anspielbereit zeigte und mit klugen Zuspielen auf seine Mitspieler glänzte, blieb die Krönung versagt, als er den Foulelfmeter verschoss (89.).
Damit wir es unten noch einmal brutal eng, nachdem der Bremer SV überraschend mit 1:0 gegen Spitzenreiter Hannover 98 (U23) gewann. Aktuell sind wir zwar noch auf Platz 12, allerdings haben sowohl der Bremer SV als auch der SSV Jeddeloh zwei Spiele weniger bestritten als wir, auch Weiche Flensburg hat noch ein Nachholspiel offen, so dass wir dringend wieder Punkte einfahren müssen. Am Besten bereits am kommenden Samstag beim 1.FC Phönix Lübeck.
Fotos: Alexander Koltermann
FC Eintracht Norderstedt
BW Lohne
Regionalliga Nord · 29. Spieltag