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Mit Herz und Leidenschaft zum Punkt in Hannover

Samstag, 29. November 2025 · 13:00 UhrRegionalliga Nord, 21. Spieltag

Schiedsrichter: Julian BergmannLinienrichter: Jan Kruse, Leon Kocherscheid

Zuschauer: 259

90

Spielbericht vom 30. November 2025

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Nach 96 intensiven Minuten nehmen wir von unserem Gastspiel bei der U23 von Hannover 96 einen Punkt mit nach Hause.

    Danach sah es in den ersten 45 Minuten zunächst nicht aus, das Spiel offenbarte Parallelitäten zum Auftritt beim VfB Oldenburg, die wir so eigentlich nicht sehen wollten. Der Hannoveraner Nachwuchs war die klar spielbestimmende Mannschaft, schnürte uns in unserer eigenen Hälfte ein und ließ uns kaum Luft zum Atmen. Positiv für uns, dass Hannover, ähnlich wie Oldenburg, sich nicht gerade als effektiv im Abschluss präsentierte und wir – dass wiederholen wir immer wieder gerne – das beste Torwart-Team der Regionalliga haben.

    Wenn es im ersten Durchgang einmal gefährlich vor dem Tor der Gastgeber wurde, war es nach Einzelaktionen von Lucas Camacho (23.) oder wenn Hannover 96 konsequent immer wieder den Torwart ins Spiel mit einbezog – was keinerlei Kritik am Keeper der 96er ist, aber der Untergrund im Eilenriedestadion hat die beste Zeit des Jahres hinter sich, war schon zu Beginn uneben und wurde mit zunehmender Spielzeit immer aufgewühlter und unberechenbarer. „Es war eine schwierige Partie, auch auf Grund der Platzverhältnisse. Es war von Anfang an klar, dass es ein Kampfspiel wird. Das haben wir gut gemeistert. Ich konnte zum Glück auch einen kleinen Teil dazu beitragen“, übte sich Torhüter Niklas Petzsch, der Hannover immer wieder zum Verzweifeln brachte, in Bescheidenheit.

    Trotzdem war das torlose Unentschieden zur Pause für uns eher glücklich. Nach einem langen Ball in die Spitze und einer eher zufälligen Weitergabe von Alexandr Vogel kam Rafael Martins Marques im Strafraum zum Abschluss, schoss aber knapp am Tor vorbei (13.). Keine sechzig Sekunden später musste Petzsch weit vor seinem Strafraum klären, was aber dank der Bodenverhältnisse misslang. Der Ball landete vor den Füßen von Julius Meusel, der die Kugel direkt nahm. Petzsch rettete auf der Strafraumlinie mit dem Kopf vor die Füße Tom Hobrecht, der den Ball an unserem Torhüter vorbei ins Netz schob – die Fahne ging jedoch auch, Abseits (14.). „Man kann sich natürlich ein bißchen auf die Platzverhältnisse einstellen, aber du hast immer Situationen, wo du als Torhüter rauskommen musst. Wenn dann der Ball ein wenig verspringt, wird es ganz schnell eklig. Aber das darf keine Ausrede sein, der Gegner spielt auf dem gleichen Platz“, beschrieb Petzsch die Situation.

    Wiederum nur sechzig Sekunden später musste er gegen Meusel retten (15.), Tom Hobrecht traf den Pfosten (30.), dann blieb Petzsch im direkten Duell gegen Julius Meusel mit einer Fußabwehr Sieger (34.), Manuel Brauns Abschluss streichelte über die Latte (39.) – Chancen auf die Führung hatte Hannover mehr als genug, so dass die Pause zum richtigen Zeitpunkt kam.

    Für den zweiten Durchgang hatte man sich viel vorgenommen, musste jedoch zunächst einen Schock verdauen. Nach einem Zweikampf im Strafraum überlegte der Schiedsrichter lange und entschied auf Elfmeter für Hannover 96. Aufzuklären ist die Situation auch anhand der Videobilder nicht endgültig. Ohene Köhl kam im eigenen Strafraum ins Straucheln, dabei kam Tim Walbrecht zu Fall. Möglicherweise hatte Köhl Walbrecht leicht am Fuß touchiert. Alexander Vogel griff sich die Kugel, doch Niklas Petzsch war zur Stelle und konnte den Strafstoß als auch den Nachschuss von Noah Engelbreth parieren (49.)! „Ich hatte mir vorher die Elfmeterschützen von Hannover angeguckt, aber die haben beide nicht gespielt, somit war das für die Katz“, lachte unser Torhüter nach dem Spiel. „Ich habe mir den Schützen angeguckt und dann war es nur Intuition und zum Glück richtig.“

    Hannovers Angriffe wurden nun wütender. Nach einem Foul von Andre Wallenborn am Tom Hobrecht ließ der Schiedsrichter zunächst Vorteil laufen, Noah Engelbreth schloß ab, Fabian Grau rutschte in den Ball und verhinderte den Einschlag. Wallenborn sah im Nachgang die gelbe Karte und wird damit beim letzten Liga-Spiel des Jahres zusehen müssen (50.). Wallenborn grätschte eine Hereingabe von Profi-Leihgabe Jonas Sterner zur Ecke (51.), Petzsch rettete gegen Sterner (33.), Martins Marques brachte das Netz zum Wackeln – allerdings von hinten, der Ball ging gegen die Hintertor-Bande und sprang von dort ans Tornetz – viele hatten den Ball schon im Tor gesehen (54.).

    Da sich am Spielgesehen nichts viel geändert hatte und es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis Hannover zum Erfolg kam, kamen Ezra Ampofo und Emanuel Mirchev für Ohene Köhl und Dane Kummerfeld, zudem wurde von Dreierkette auf Viererkette umgestellt. Yevhenii Obushnyi rückte neben Emanuel Mirchev ins zentrale Mittelfeld, der erneut sehr auffällige Leo Bera wechselte auf die Position des Linksverteidigers, Melvin Zimmer gab nun den Rechtsverteidiger (59.).

    Zunächst gab es jedoch für Obushnyi die fünfte gelbe Karte – auch er wird damit gegen Lübeck nicht dabei sein dürfen (60.). Es folgte ein eher glücklicher Umschaltmoment für Hannover. Ein Ball von Andre Wallenborn landete auf dem Kopf von Noah Engelbreth, der ihn so in die Spitze brachte. Julius Meusel löste sich geistesgegenwärtig. Fabian Grau rutschte weg und der Hannoveraner spitzelte die Kugel aus kürzester Distanz an Petzsch vorbei ins Netz (61.).

    Doch anstatt wie in Oldenburg, wo nach dem Gegentor die Luft raus war, verlieh die neue taktische Ausrichtung mit der Doppelsechsunserer Mannschaft offenbar Stabilität, ließ in den nächsten Minuten nichts mehr zu, kämpfte mit viel Herz und Leidenschaft um jeden Ball, und nahm damit den Druck raus. Das ab die Möglichkeit, auch vor dem Tor der Gastgeber einmal vorstellig zu werden.

    Statt einen Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum zu schlagen bediente Falk Gross auf dem linken Flügel Leo Bera. Der Sommerneuzugang aus Rostock flankte den Ball in die Mitte, wo Lukas Krüger in den Ball rutschte und aus fünf Metern sein siebtes Saison-Tor erzielte (70.) – es war die erste richtig große Torchance für unsere Mannschaft, aber es sollte nicht die letzte bleiben. Camacho und Krüger spielten sich zusammen durch die Hannoveraner Reihen, Walbrecht rettete (71.).

    Hannover wiederum verpasste die Antwort auf den Norderstedter Treffer, als Alexander Vogel den Pfosten traf – das dritte Mal Aluminium am heutigen Tag (73.), Petzsch rettete gegen Martins Marques (75.). Die Partie entwickelt nun einen hohen Unterhaltungswert, es ging rauf und runter. Nun waren wieder die hellblauen Norderstedter am Drücker. Obushnyi steckte auf Krüger durch, der in hohem Tempo Richtung 96er Strafraum ging und von Tim Walbrecht von den Beinen geholt wurde – Elfmeter und gelbe Karte für Walbrecht. Eine Fehlentscheidung, das Foul war kurz vor dem Strafraum, zudem wäre der mitgelaufene Braun nicht mehr an den Ball gekommen, um den Torschuss zu verhindern. Freistoß statt Elfmeter und Rot statt Gelb wäre wohl die richtigere Entscheidung gewesen. Sei es drum. Falk Gross übernahm die Verantwortung. Eigentlich ein sicherer Schütze schickte er den Torhüter in die Ecke und schoss selbst hart und platziert in die Mitte – irgendwie bekam Schwanke aber noch seine Füße dran und konnte den Strafstoß parieren (80.).

    Doch noch war lange nicht Feierabend. Yevhenii Obushyni verfehlte mit einem Schuss aus der zweiten Reihe knapp (82.), Ampofo rettete im Gewühl im eigenen Strafraum (85.), ehe die Emotionen hochkochten. Nach einem harten Einsteigen von Emanuel Mirchev, der ein starkes Debüt feierte und sich nachdrücklich für weitere Einsätze empfahl, gegen Montell Ndikom vor der Hannoveraner Bank forderte Hannover Rot für unseren Neuzugang, der Schiedsrichter beließ es zurecht bei der gelben Karte (87.). Beide Mannschaften wollten das Spiel noch auf ihre Seite ziehen, doch auch die sechsminütige Nachspielzeit brachte kein weiteres Tor mehr. Zumindest durfte aber Artem Diachun nach seiner langen Leidenszeit ein Comeback feiern und stand noch für zwei, drei Minuten auf dem Platz.

    Und so bleibt es, skurril wie es klingt, dabei, dass nach dem Verlauf der ersten Halbzeit auch ein 3:0 oder 4:0 für Hannover 96 durchaus verdient gewesen wäre – die Niedersachsen aber am Ende nach dem verschossenen Elfmeter froh sein müssen, überhaupt noch einen Punkt mitgenommen zu haben. Und so konnten auch die mitgereisten Norderstedter Fans – Danke für euer Kommen! – mit einem positiven Gefühl die Heimfahrt antreten.

    „Ich hätte lieber einen ruhigen Nachmittag gehabt, dass wir vorne zwei, drei Dinger schießen, ich keinen Ball draufbekomme und wir zu null spielen. Das wäre natürlich das Schönste. Aber es ist natürlich klar, dass wir nicht in der Position sind, jedes Spiel fünf, sechs Tore zu schießen. Es ist immer klar, dass es ein Kampfspiel wird und ich auch Bälle aufs Tor kriege“, wünscht sich Petzsch nach einem arbeitsreichen Samstag auch mal wieder ein ruhigeres Spiel. Idealerweise bereits am kommenden Samstag, dann sind wir an der Lohmühle beim VfB Lübeck zu Gast (14.00 Uhr).

    Das Video zum Spiel