Verkehrte Welt in Lohne: Aufholjagd wird belohnt!

BW Lohne
BW Lohne
3 : 3
FC Eintracht Norderstedt
FC Eintracht Norderstedt
Samstag, 18. Oktober 2025 · 18:00 UhrRegionalliga Nord, 15. Spieltag

Schiedsrichter: Jannik WeinkaufLinienrichter: Tom-Leon Bender, Pascal Gebken

Zuschauer: 680

90

Spielbericht vom 19. Oktober 2025

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Es gibt einige Parallelitäten zwischen uns und unseren Gastgebern von Blau-Weiß Lohne. Beide Mannschaften gehören zu den wenigen verbliebenen Teams der Regionalliga, die nicht unter Profi-Bedingungen trainieren. Beide Mannschaften vertraten ihren Landesverband im August im DFB-Pokal. Und beiden Mannschaften brachte der DFB-Pokal für die Liga nicht viel Glück. Statt anvisiertem Platz im Mittelfeld ist Abstiegskampf trumpf. Lohne traf es noch etwas ärger als uns, als Tabellen-Siebzehnter trennte man sich in der Woche vor dem Spiel von Trainer Uwe Möhrle und holte mit Christian Neidhart einen Mann, der unglaublich viel Erfahrung als Regionalliga- und Drittliga-Trainer mitbringt.

    Neidhart schaffte es, seiner Mannschaft in den wenigen Tagen, die man vor dem Spiel hatte, Selbstvertrauen einzuimpfen. Während der Großteil unserer letzten Auswärtsspiele nach dem Muster „Gute 60, 70 Minuten mit einer 2:0-Führung und hintenraus dann doch noch den Sieg liegen gelassen“ lief, wurde in Lohne schon früh dieses Muster aufgebrochen. Acht Minuten waren gespielt, als sich Fabian Grau und Malik Yago gegenseitig aus dem Spiel nahmen – Rilind Neziri hatte freie Bahn und legte zurück auf Sandro Heskamp, der Lohne direkt in Führung brachte. Während wir nicht ins Spiel fanden, zeigten sich die Niedersachsen effektiv: Moritz Achtenberg klärte eine Flanke vor die Füße von Martin Kobylanski, dessen Direktabnahme aus 17 Metern genau neben den Pfosten passte – das 2:0 (21.).

    Nur kurz zuvor hatten wir unsere größte Chance der ersten Halbzeit, als Ezra Ampofo auf und davon war und den in der Mitte mitgelaufenen Lucas Camacho bediente. Der versuchte viel, blieb am Samstagabend aber glücklos – und scheiterte freistehend an Torhüter Marko Dedovic (17.). Direkt nach dem zweiten Treffer konnte sich Dedovic gegen Jonas Behounek erneut auszeichnen (22.).

    Eigentlich ist unser Trainer nicht unbedingt für frühe Wechsel bekannt – heute hatte er früh genug gesehen und brachte Leo Bera für Dane Kummerfeld (32.). Der führte sich mit zwei, drei guten Aktionen direkt sehr gut ein und zeigte sich offensiv direkt als sehr belebendes Element. Nun konnten wir die Zurückhaltung etwas ablegen und nahmen aktiver am Spielgeschehen teil, konnten bis zur Pause allerdings die sich immer mal wieder auftretenden Lücken nicht ausnutzen.

    In der Pause stellte unser Trainerteam von 3-4-3 auf 4-4-2 um und brachte Manuel Brendel, der nun mit Lukas Krüger die Doppelspitze bildete, für Nick Gutmann. „Wenn ein Tor fällt, wird beim Gegner schon ein bisschen Unruhe reinkommen“, orakelte Trainer Elard Ostermann in der Pause. „Das hat sich bewahrheitet.“ Doch zunächst gab es die kalte Dusche, als Thorsten Tönnies mit einer Kopfball-Bogenlampe über Lars Huxsohl hinweg zum 3:0 traf (49.). Da wir bislang auch spielerisch kaum glänzen konnten, war das Spiel eigentlich gegessen. Eigentlich, denn Lohne wandelte auf den Norderstedter Wegen der letzten Wochen. „Du machst eigentlich alles richtig, erzielst das dritte Tor – und denkst, das reicht für heute“, so BWL-Trainer Christian Neidhart.

    Doch dann brachte Kapitän Jonas Behounek eine Flanke aus dem Halbfeld ins Zentrum, Lukas Krüger legte mit dem Kopf zurück auf Manuel Brendel, der die Kugel direkt nahm und auf 1:3 verkürzte (58.). Da Lohne nicht immer stabil wirkte, insbesondere wenn es über unsere schnellen Außenspieler ging, wittert unsere Elf Morgenluft, lief aber immer wieder Gefahr, von Lohne ausgekontert zu werden. So war Jannik Zahmel nach einem langen Ball in die Spitze plötzlich durch, doch der fleißige Ezra Ampofo ging im Vollsprint mit und grätschte Zahmel im entscheidenden Moment ab – das wäre sicherlich die Entscheidung gewesen (66.).

    Eine Viertelstunde vor Schluss gab es einen Feelgood-Moment – Ohene Köhl feierte fast fünf Monate nach seinem letzten Auftritt im Pokalfinale gegen den USC Paloma sein Comeback. Nun ging es rauf und runter, beide Mannschaften hatten gute Offensivaktionen, Lohne hätte es früh klarmachen können. Doch dann kam Nico Thoben im eigenen Strafraum gegen Manuel Brendel zu spät – Elfmeter Eintracht.

    Jonas Behounek übernahm Verantwortung und traf sicher zum 2:3 (87.). Das versprach nochmal eine packende Schlussphase, in der beide Mannschaften nicht enttäuschten. Pelle Hoppe zwang Lars Huxsohl zu einer Glanztat (88.). Als die Nachspielzeit anbrach, brach auch die Zeit von Lukas Krüger an. Erst holt er einen Eckball heraus, wenig später scheiterte er mit einem Kopfball noch an Marko Dedovic, den Abpraller drückte Krügi zum umjubelten 3:3-Ausgleich ins Tor (90.+3). „Das war eine Riesen-Arbeitsleistung. Jeder von uns wollte dieses dritte Tor noch haben, da ist es dann auch egal, wie er reingeht, Hauptsache das Ding war drin“, so Krüger, der zugeben musste, dass die Laune nach dem 0:3 natürlich erstmal unten war. Doch wir haben einfach weitergemacht, weiter daran gearbeitet und mit viel Kampf, viel Leidenschaft und viel Herz noch den Ausgleich erzwungen.“

    Um ein Haar wäre es doch noch ins Auge gegangen als Lohne zum Konter ansetzte – Leo Bera, der ordentlich Pluspunkte gesammelt haben dürfte, sprintete hinter und klärte zum Eckball. Der wurde zwar noch ausgeführt, doch dann war Feierabend – in einem selten hochklassigen, aber hinten raus wahnsinnig spannenden Spiel nehmen wir einen Punkt der Moral aus Lohne mit - „kein ungerechtes Ergebnis, wenn man die Chancen auf beiden Seiten sieht“, so Elard Ostermann.

    Er stand in der Pressekonferenz „noch unter dem Eindruck des Spiels“ und war froh, dass „wir hier hintenraus einen Punkt mitnehmen. In beiden Halbzeiten waren wir jeweils zu Beginn nicht so hellwach, sind dann aber immer besser ins Spiel gekommen.“

    Ein Spiel, was schwer zu bewerten ist. Denn der Auftritt bot, vorsichtig gesagt, einiges an Sachen, die in der Woche im Training aufgearbeitet werden müssen – auf der anderen Seite zeigte die Mannschaft Nehmerqualitäten und Moral. „Dafür muss ich meiner Mannschaft natürlich ein großes Kompliment machen, dass wir uns dann nie aufgegeben und eine unfassbare Mentalität hingelegt haben, die auch notwendig ist in unserer Situation. Wir haben auch daran geglaubt, das Spiel noch in eine andere Richtung zu lenken.“

    Wir haben in den letzten Wochen viel Pech gehabt, haben unsere Führung immer wieder verspielt. Das muss jetzt ein Weckruf sein, dass wir auch in der Lage sind, Spiele zu drehen“, so Lukas Krüger. Dann auch gerne mal mit einem Sieg, denn immer nur Unentschieden – bislang sind es fünf und damit die meisten der gesamten Liga – bringen uns nicht weiter, so langsam muss mal wieder ein Dreier her. Am besten bereits am kommenden Samstag gegen Weiche Flensburg (14.00 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion).