Nach Kung Fu-K.O. - Talentschuppen besiegt Phoenix

Schiedsrichter: Alexander RojLinienrichter: Alexander Jahn, Laurence Büchner
Zuschauer: 495
Spielbericht vom 6. Mai 2025
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Nach dem Abpfiff zeigte sich unser Trainer Elard Ostermann „unabhängig vom Ergebnis froh und glücklich und stolz, wie sich die Mannschaft präsentiert hat. Wir sind mit drei U19-Spielern in der Startelf aufgelaufen, nach der Verletzung kam noch ein Vierter dazu. Davon haben drei nur einmal mittrainiert. Die kennen unsere Abläufe nicht, die sind konditionell noch nicht optimal dabei und haben hier alles aus sich herausgeholt.“
Auf Grund der Verletzungsprobleme und einiger angeschlagener Spieler überraschte Ostermann Gegner und Zuschauer gleichermaßen: Mit Joris Bente, Artem Diachun und Regionalliga-Debütant Luka Rikanovic liefen gleich drei U19-Spieler auf, zudem stand Lars Kuchenbecker erstmal in einem Regionalliga-Spiel in der Startelf.
Auf der Bank saßen mit Max Mbodje, Aquilis Seidi und Brian Appiah drei weitere U19-Spieler, wobei Appiah schneller als erwartet ebenfalls zu seinem Regionalliga-Debüt kam: Er wurde bereits nach 17 Minuten für Joris Bente eingewechselt. Vorausgegangen war das negative Highlight eines ansonsten sehr fairen Spiels und der einzige Punkt, an dem die beiden Trainer auf der Pressekonferenz unterschiedlicher Meinung waren: „Ich weiß nicht, ob man so früh Rot zeigen muss“, sagte Phoenix-Trainer Christiano Adigo und empfand es als „unfair, dass die Norderstedter Bank so vehement eine rote Karte gefordert hat.“
„Wir haben gar nichts gefordert“, entgegnete Ostermann. „Das war eine Feststellung. Unser Spieler hat ein Horn bis nach Bremen. Für mich war es eine klare rote Karte“, als Fabio Maiolo mit gestrecktem Bein Richtung Kopf von Joris Bente sprang. Der Schiedrichter zögerte kurz, sah die blutenden Kopfwunde und verwies Maiolo des Feldes. „Auch wenn es keine Absicht war: Viele Dinge passieren unabsichtlich und sind trotzdem nicht regelkonform und das war auch in dieser Situation so“, wollte Ostermann Maiolo keinesfalls etwas Böses unterstellen.
Spätestens mit einem Blick in das ramponierte Gesicht von Bente mit einem Cut und einem dicken Veilchen über dem Auge wird allerdings kaum einer bezweifeln können, dass der Platzverweis vollkommen gerechtfertigt war.
Bis dahin war – wenig überraschend – Phoenix die klar dominierende Mannschaft und hätte früh in Führung gehen können, doch Arne Exner rettete gegen Julius Kliti (2.), dann machte Moritz Frahm es ganz abgezockt gegen Leander Fritzsche und holte einen schon verloren geglaubten Ball kurz vor dem Tor zurück (4.). „Da können wir schon relativ früh 1:0 oder 2:0 hinten liegen. Man hat in diesen Situationen gemerkt, dass Phoenix Lübeck eine gute Tiefe und gutes Tempo in der letzten Reihe hat, da hatten wir dann schon unsere Probleme“, beschrieb Ostermann die Anfangsphase.
Nach dem Lübeck in Unterzahl war und sich unsere Mannschaft etwas eingegroovt hatte, konnten wir das Spiel deutlich offener gestalten. Die Führung kam trotzdem überraschend. Luka Rikanovic flankte perfekt in die Mitte, wo der durchgelaufene Jonas Behounek viel Platz hatte und zur zu diesem Zeitpunkt überraschenden Führung einköpfte (21.).
Die Torchancen im ersten Durchgang hatten ansonsten nur die Gäste. Ein Schuss von Berger wurde zum Eckball abgefälscht (28.), Leander Fritzsche schob den Ball zwar freistehend an Arne Exner vorbei, allerdings verfehlte er das Tor knapp (35.). Der Ausgleich für die Gäste fiel dann eher unglücklich. Exner konnte einen Schuss von Corvin Bock nur zur Seite abwehren, dort stand allerdings Julius Kliti und ließ sich die Chance nicht entgehen (39.).
Kurz nach Wiederanpfiff ging Phoenix in Führung: Ein Freistoß von Stylianos Kokovas streichelte noch das Aluminium, sprang an den Hinterkopf von Arne Exner und dann ins Tor – maximal unglücklich (53.).
Doch unser Talentschuppen hatte Spaß an dem Spiel gefunden. Jack James findet nach einer Durststrecke immer mehr zur alten Form zurück, hatte jedoch zunächst noch Pech, dass er nach einem Schlenker zu viel im Strafraum vom Ball getrennt wurde (47.). Doch nur acht Minuten später belohnte sich der US-Amerikaner für seinen guten Auftritt, traf auf Zuspiel von Jonas Behounek zum 2:2 (58.).
Phoenix spielte trotz Unterzahl weiter nach vorne, doch unsere Abwehr, in der heute Routinier Dane Kummerfeld nach der frühen Auswechselung von Joris Bente als linker Innenverteidiger hervorstach, stabilisierte sich nach einigen Wacklern zu Beginn immer mehr und ließ nur noch wenig zu.
Und dann passierte das, worauf heimlich so mancher gehofft hatte: Dass sich einer der unermüdlich kämpfenden U19-Kicker belohnte. Eine Flanke von Lukas Krüger fand in der Mitte Artem Diachun, der in den Ball hineinsprang und zum 3:2 einköpfte (71.). Der 19jährige wusste vor Freude gar nicht wohin mit sich, zog das Trikot aus und ließ sich von seinen Mannschaftskollegen feiern – die gelbe Karte nahm er gerne in Kauf.
Wie auch seine U19-Kollegen riss Diachun ein unglaubliches Tempo ab, auch wenn man sah, dass bei unseren Youngstern zum Ende hin die Kräfte schwanden. Und auch wenn den Kunstrasenkickern auf dem Naturrasen längst nicht alles gelang, legten sie eine tolle Mentalität an den Tag und machten einfach Spaß. „Für die Jungs ist es ein super Erlebnis, wenn du aus der U19 hochkommst, einmal mittrainierst und dann kannst du gleich spielen. Für uns ist dann natürlich die Aufgabe, die Jungs mit reinzunehmen und zu coachen“, freute sich Dane Kummerfeld über die gelungenen Auftritte unseres Nachwuchses. „Wir waren ja null eingespielt. Wenn man die Fünferkette in der ersten Halbzeit sieht… als Joris dann ausfiel war es fast etwas vogelwild, aber dafür haben die Jungs das gut gemacht.“
Nico Poplawski hatte nur zwei Minuten später den erneuten Ausgleich auf dem Fuß, verzog aber (73.). Unsere Jungs zogen sich nun zurück, ließen Phoenix spielen, denen jedoch nach vorne nicht mehr viel einfiel. Im Gegensatz: Jack James hatte sogar das 4:2 auf dem Kopf, scheiterte aber am überragend reagierenden Mika Schneider im Tor der Gäste (85.).
Dass es am Ende tatsächlich die drei Punkte wurden ging auf das Konto von Arne Exner, der in der dritten Minute nach der Nachspielzeit einen Kopfball von Poplawski sensationell um den Pfosten lenkte.
„Die erfahrenen Spieler sind hier heute in die Verantwortung gegangen und haben ihnen geholfen und sie unterstützt. Das macht mich wahnsinnig stolz, wie wir uns präsentiert haben und zeigt, dass wir eine gute Mentalität haben“, zog Elard Ostermann ein zufriedenes Fazit unter den Spielverlauf.
Weiter geht es am kommenden Samstag bei Kickers Emden (17.00 Uhr, Ostfriesland-Stadion).