Ein Nachmittag zum Vergessen

FC Eintracht Norderstedt
FC Eintracht Norderstedt
0 : 4
Bremer SV
Bremer SV
Sonntag, 15. September 2024 · 14:00 UhrRegionalliga Nord, 9. Spieltag

Schiedsrichter: Tim-Alexander StrampeLinienrichter: Tim Lahse, Jannik Meyer

Zuschauer: 435

90

Spielbericht vom 15. September 2024

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Am Ende waren alle froh, als der Schiedsrichter die Partie abpfiff. Auf der Anzeigetafel stand eine 0:4-Heimniederlage gegen den Bremer SV, eine Mannschaft, die eigentlich auf Augenhöhe ist und sich zuletzt ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckerte. „Mit so etwas hätte ich nie gerechnet, ich wäre vorher mit einem Unentschieden absolut zufrieden gewesen“, konnte auch BSV-Vorstandsmitglied Bastian Fritsch nach der Partie das Gesehene noch nicht so ganz fassen. Ähnliches galt, im negativen Sinne, für unseren Chef-Trainer Jean-Pierre Richter. „Es war eine sehr deutliche Niederlage, die natürlich zeigt, was uns über 90 Minuten zum einen beim Verteidigen des eigenen Tores gefehlt hat, zum anderen sind wir zum ersten Mal ohne eigenen Treffer geblieben.“

    Dabei ging es aus unserer Sicht gut los. Wir ließen in der Anfangsphase den Ball gut rollen, belagerten die Bremer Hälfte. Ein abgeblockter Schuss von Moritz Niemann (5.), eine Möglichkeit für Manuel Brendel (7.). „Wir hatten zu Beginn des Spiels viele Möglichkeiten“, sah Richter einen attraktiven Spielbeginn. Doch: „Wir haben zum einen zu krasse Fehler gemacht, die das Spiel und Ergebnis beeinflussen, zum anderen sind wir im Kollektiv nicht das bessere Team gewesen.“ Denn schon früh zeigte sich das Dilemma der letzten Wochen. Viele gute Ansätze, die am Ende aber nicht konsequent ausgespielt werden und es der gegnerischen Abwehr unnötig leicht machen. Nach einem riskanten Rückpass der Gäste sprintete Jack James Richtung Ball – Torhüter Duffner war einen Schritt vor ihm am Ball und klärte (29.).

    Passiert bei uns so ein Fehler in der Hintermannschaft, klingelt es im Regelfall. So auch heute. Ein Rückpass von Moritz Frahm geriet viel zu kurz, Dave Ceesay musste aus dem Tor kommen, rutschte dabei noch weg, rappelte sich wieder auf und war zeitgleich mit Nikky Goguadze am Ball. Beide trafen den Ball gleichzeitig, der zweite Ball landete bei Goguadze, der nur noch einschieben musste (37.).

    Wer nun erwartet hatte, dass unsere Jungs nach der sehr ordentlichen ersten halben Stunde ihr Spiel weiter aufziehen und leidenschaftlich um den Ausgleich kämpfen, sah sich getäuscht. Stattdessen legten die Gäste noch einen drauf, als sie vom rechten Flügel in die Mitte flankten, Yannik Nuxoll Amoro Diedhiou aus den Augen verlor und dieser den Ball in die Maschen grätschte (40.).

    Jetzt war bei unserer Mannschaft der Stecker gezogen. Die Köpfe gingen runter, leichte Ballverluste häuften sich, Standards und Flanken landete immer wieder bei den Bremern. Wo waren Kampf und Leidenschaft, wo war der Wille, die Partie noch zu drehen? Wo waren die Führungsspieler, die die jungen Mitspieler pushen und motivieren? Schließlich waren noch über 45 Minuten zu spielen. „Da fehlen uns in der Kommunikation und in der Verantwortung Spieler auf dem Feld, die für die notwendige Kontrolle sorgen. Wenn man überlegt, wie wir diese Gegentore kassieren, muss ganz klar mehr über Körpersprache, über Kommunikation kommen. Wir müssen das Miteinander in „Gewinnen wollen“ umtransferieren, in dem man entschlossener und härter verteidigt, wir müssen die Angriffe nicht fahrig, sondern konsequent und zielstrebig zu Ende spielen und All In gehen.“

    Unser Trainerteam wechselte zwei Mal, änderte die taktische Ausrichtung, wollte offensiver agieren – und wurde bestraft. Ein abgefälschter Ball landete bei Goguadze, der am Fünf-Meter-Raum lauerte und umgehend vollstreckte (49.). Der Knipser der Bremer hat einfach einen Lauf. Und war noch nicht fertig. Zunächst schoss er an Außennetz (54.), sechzig Sekunden später scheiterte er an Dave Ceesay.

    Danach wollte der zur Pause eingewechselte Nick Selutin für Entlastung sorgen, tauchte aus halblinker Position vor BSV-Torhüter Tobias Duffner auf – und schlenzte den Ball am Knick vorbei (59.). Stattdessen war es erneut Goguadze, der eine Vorarbeit des gerade eingewechselten Fritz Kleiner zum 0:4 veredelte (64.).

    Wir hatten eine gute Idee, wie wir das Spiel bestreiten wollen, sind auch gut in die Partie gekommen. Dann haben uns aber zu oft von Bremen abkochen lassen“, so Richter. „Wir konnten die entscheidenden Zweikämpfe offensiv wie defensiv nicht gewinnen und sind am Ende sehr frustrierend auch in der Höhe die deutlich schwächere Mannschaft gewesen. Es hat offensiv wie defensiv bei uns an einigen Ecken gefehlt.“

    Nach dem 0:4 passierte nicht mehr viel, doch eines blieb auffällig: Während die Bremer trotz der deutlichen Führung weiterhin um jeden Ball fightete, wirkte unsere Mannschaft weiterhin auffällig leblos. Vermutlich hätten wir noch eine weitere Stunde spielen können, ohne ein Tor zu schießen. Und auch, wenn jetzt sicherlich wieder die Fragen nach einem zusätzlichen Stürmer hochkommen: Ohne verwertbare Vorarbeiten kann auch der beste Stürmer der Welt keine Tore schießen.

    Einziger Lichtblick in der Partie war Luis Coordes, der bis zu seiner Auswechselung defensiv wie offensiv ein gutes Spiel machte und gleich zwei Mal für Szenenapplaus sorgte.

    Für unser Team steht nun eine sicherlich unangenehme Trainingswoche auf dem Programm, ehe es am Samstag zum Tabellen-Siebten SSV Jeddeloh (15.00 Uhr) geht.

     

    Randnotiz: Kurz nach dem Anpfiff wurde, wie schon in der vergangenen Woche in der Oberliga, auf der Haupttribüne ein Datenscout eines illegalen Wettanbieters enttarnt und des Stadions verwiesen.


    Fotos: Alexander Koltermann