Der DFB-Pokal und die Stadionfrage

Geschäftsführer Finn Spitzer im Interview
Artikel vom 4. Juni 2025
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Nach dem LOTTO-Pokal-Sieg ist vor dem DFB-Pokal. Doch die Gegengerade ist seit zwei Jahren gesperrt. Nach außen hin herrscht seitdem Stillstand. Wir haben bei Geschäftsführer Finn Spitzer nachgefragt, wie er die Chancen auf ein DFB-Pokal-Fußballfest in Norderstedt sieht.
EN: „Herzlichen Glückwunsch erst einmal zum LOTTO-Pokal-Sieg! Im Winter noch quasi abgestiegen und totgesagt, im Mai drei Spiele vor Saisonende den Klassenerhalt gesichert und nun auch noch den Pokal gewonnen – beide Saisonziele erfüllt. Hand aufs Herz: Habt ihr wirklich immer dran geglaubt? Was war der Schlüssel zu diesen Erfolgen?“
FS: „Ich gebe zu, die Saison war definitiv nicht einfach. Wir standen im Spätherbst nicht da, wo wir stehen wollten und alles sah danach aus, als ob die Saisonziele in weiter Ferne sind. Zu dem Zeitpunkt standen daher auch schmerzhafte Entscheidungen an. Zum Schluss ist dann auch sehr viel zusammengekommen, was auch nicht komplett planbar war. Größte Komplimente für die geleistete Arbeit des Trainerteams und der sportlichen Führung, die in der schwierigen Phase richtige Entscheidungen getroffen haben.“
EN: „Bei aller Freude über den Pokalsieg müssen wir aber über den Elefanten im Raum sprechen: Das Stadion. Die Fans sind massiv genervt, dass die Gegengerade immer noch gesperrt ist, ich weiß von einigen, die nicht mehr ins Stadion kommen, weil sie nicht sitzen, aber auch nicht hinter dem Tor stehen wollen. Die Livestreams geben ein trauriges Bild ab und animieren nicht gerade zum Stadionbesuch, weil man immer nur die leere Gegengerade sieht. Nach außen hin ist hier in den letzten zwei Jahren gar nichts passiert. Wie ist der Stand?
FS: „Ehrlicherweise kann ich den Unmut sehr gut nachvollziehen. Es ist für uns sehr unzufriedenstellend, dass die Gegengerade immer noch nicht ausgebessert worden ist. Alles, was wir aktuell machen konnten, haben wir getan. Jedoch sind wir bei der Gegengerade komplett auf die Stadt angewiesen. Es gab zuletzt Signale von Seiten der Stadt, dass es eventuell eine Möglichkeit auf eine kurzfristige Ausbesserung der Gegengerade gibt. Im Sinne der Norderstedt Fans wäre dies eine hervorragende und überfällige Entwicklung. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir dies selbstverständlich unterstützen.“
EN: „Für die Renovierung der Gegengerade wurden bereits vor über einem Jahr über 200.000 Euro bewilligt, angefasst wurde das Geld bislang nicht. Nun hat die Stadt Norderstedt auch noch Geldprobleme, wie vergangenen Woche bekannt wurde. Hat das Auswirkungen auf die Renovierung und werden sich die Arbeiten dadurch weiter verzögern?“
FS: „Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Wie wir in den letzten Jahren gelernt haben, sind die bürokratischen Strukturen sehr vielschichtig und nicht einfach zu durchdringen. Insofern beneide ich ehrlich gesagt auch die Verantwortlichen der Stadt nicht um Ihren Job.“
EN: „Was in der Liga ärgerlich, aber durch die Zuschauerzahlen möglicherweise noch vertretbar ist, könnte nun ein echtes – auch finanzielles - Problem werden. So lange man im DFB-Pokal nicht die drei, vier Top-Klubs zieht, für die man ohnehin in ein größeres Stadion wechseln müsste… kann man überhaupt im EPS DFB-Pokal spielen?“
FS: „Wir würden als Norderstedter Verein sehr gerne in Norderstedt spielen. DFB-Pokal-Spiele sind ein echtes Highlight und auch etwas Großartiges für die Stadt und alle Fans. Realistisch betrachtet muss man jedoch einsehen, dass so wie das Stadion aktuell aussieht höchstwahrscheinlich kein DFB-Pokal möglich sein wird. Dafür müssten definitiv Anpassungen vorgenommen werden. Es ist jedoch auch kein Geheimnis, dass vieles von der Auslosung am 15. Juni abhängig ist. Es ist in allen Aspekten ein riesiger Unterschied, ob beispielsweise Dortmund oder Elversberg nach Norderstedt kämen.“
EN: „Ein Umzug für ein Spiel, welches man von den erwarteten Zuschauerzahlen auch im EPS durchführen könnte, würde sowohl Verein als auch Stadt einen gehörigen Image-Schaden zufügen und den Verein sehr viel Geld kosten. Hast du eine Schätzung, wie hoch die Mehrkosten wären?“
FS: „Das ist Stand jetzt nicht genau zu beziffern. Allerdings wäre dies nicht nur für uns der Verlust des Heimvorteils, sondern auch für ein wachsendes Norderstedt kein Ruhmesblatt. Man darf nicht vergessen, dass es vor Jahren noch möglich war, gegen Gegner wie Wolfsburg oder Fürth in Norderstedt zu spielen.“
EN: „Was muss passieren, damit ein Fußballfest Mitte August im Herzen von Norderstedt doch noch möglich wird?“
FS: „Es bräuchte ein schnelles und beherztes Eingreifen der Stadt. Ich glaube grundsätzlich, dass der Wille dazu gerade beim Amt für Schule und Sport um Max Janßen und Maximilian Bosdorf durchaus vorhanden ist.“
EN: „Die obligatorische Schlussfrage: Hast du einen Wunschgegner?“
FS: „Es gibt viele Lose, die ich gerne sehen würde. Besonders charmant fände ich einen lokalen Gegner wie den HSV, St. Pauli oder meinen ehemaligen Club Holstein Kiel.“
EN: „Vielen Dank für deine offenen Worte! Wir sind sehr gespannt auf die nächsten Wochen…“