U23 verliert Krimi bei Paloma

Der Blick ins Gesicht von Trainer Jannik Paulat nach dem Schlusspfiff beim USC Paloma ließ noch keine Rückschlüsse zu. Ein genervtes Lächeln, Kopfschütteln. Innerlich brodelte es, auch wenn er noch einigen Gesprächsbedarf hatten.

Zum einen mit Schiedsrichter Claas Andre Schönenberg, dessen sehr großzügige Leitung der Partie seiner Mannschaft nicht gerade in die Karten spielte. Als Palomas Serhat Büyükkeskin kurz vor Schluss ausgewechselt wurde und von seinen Mitspielern mit Applaus und „gut gemacht“ vom Platz verabschiedet wurde, hatte er sichtlich Mühe, den Vulkan in sich nicht zum Ausbrechen zu bringen. „Vier gelbe Karten hätte er bekommen müssen“, brüllte die Norderstedter Bank in Richtung des Schiedsrichtergespanns. Doch da Ballwegschlagen und taktische Fouls erstaunlicherweise nicht gelbwürdig erschienen, blieb es bis zur Auswechselung bei einer. Aber: "Wenn man sich schon über Schiedsrichterleistungen aufregt, weiß man, dass das Spiel nicht gut lief", nahm Paulat seine Mannschaft in die Pflicht.

Denn zum anderen hatte er natürlich auch Gesprächsbedarf mit seiner Mannschaft, die eine ordentliche erste Hälfte hinlegte und durch einen Treffer von Manuel Brendel, der erstmals nach seiner Verletzung wieder über 45 Minuten Spielpraxis sammeln durfte, mit einer verdienten 1:0-Führung in die Pause ging.

Nach der Auswechselung von Innenverteidiger Armando Luso (42., Rückenschmerzen) erinnerte die Defensivleistung jedoch sehr an die Niederlage beim Niendorfer TSV in der vergangenen Woche. Das erkannten auch die Gastgeber und kamen mit massiv Schwung aus der Kabine. Es dauerte keine 120 Sekunden, da lag der Ball im Netz. Maurice Lüllemann spielte einen Querpass zu Jasir Berisha, der dem Ball allerdings nicht entgegen ging. So konnte der gerade eingewechselte Josiah Borkwei dazwischen gehen, hatte viel Platz und musste nur noch auf den ebenfalls frisch eingewechselten Emil Appel querlegen, der keine Problem damit hatte, aus kurzer Distanz einzunetzen (47.).

Für die Palomaten der Startschuss. Lars Kuchenbecker konnte nach einem Eckball zunächst noch auf der Linie klären (50.)., dann spielte Torhüter Sönke Günther dem Gegner den Ball in die Füße. Joao Nives ließ sich dann auch von drei Norderstedtern nicht vom Ball trennen und musste nur noch zum 2:1 einschieben (55.).

Und weil in der zweiten Halbzeit so gar nichts mehr funktionierte, trat Ayoub Akhber freistehend am Ball vorbei (59.)., dann zwang Maurice Lüllemann Torhüter Gansel zu einer Glanzparade (64.). Auf der anderen Seite klappte dagegen alles. Lion Mandelkau wurde nicht entschieden gestört, in der Mitte bekam Jannes Kerscher gegen zwei Norderstedter noch den Fuß rein – das 3:1 (66.).

Aus dem Nichts keimte dann wieder Hoffnung auf – der zu Pause für Manuel Brendel eingewechselte Ede Zimmermann hielt einfach mal aus der Distanz drauf und traf (69.). Und wer weiß, welche Wendung das Spiel noch genommen hätte, wenn Maurice Lüllemann den Ball, den Ede Zimmermann nach starkem Zuspiel von Joe Gilleßen mit viel Übersicht zurückgelegt hatte, richtig getroffen hätte und nicht abgerutscht wäre (72.).

So blieb es weiter spannend, es kam echtes Pokalfeeling auf. Und erneut traf Paloma. Sönke Günther rettete in der kurzen Ecke stark gegen Emil Appel, der folgende Eckball landete jedoch erneut vor den Füßen von Appel, der einmal mehr nur noch einschieben musste (82.).

Bedenklich, dass alle vier Gegentore aus kurzer Distanz fielen, weil wir den Ball nicht geklärt bekamen. Doch noch war nicht Feierabend. Jasir Berisha ging mit Tempo die rechte Außenbahn runter und flankte in die Mitte, wo Ede Zimmermann die Rübe reinhielt – nur noch 3:4 (84.). Danach drückten wir weiter auf den Ausgleich, doch er wollte nicht mehr fallen. "Das war einfach viel zu wenig", schimpfte Paulat nach der Partie. "Wenn man in der zweiten Halbzeit die Grundtugenden nicht an den Tag legt wie Leidenschaft, Emotionen, Einsatzbereitschaft und Vollgas zu geben, dann wird es in jeder Liga schwer. Das hat mich nach der relativ entspannten ersten Halbzeit wütend gemacht."

Ärgerlich: Während man am vergangenen Wochenende das Gefühl hatte, dass wir auch noch drei Stunden hätten spielen können und nicht mehr getroffen hätten, war heute das Gefühl, dass uns fünf weitere Minuten gereicht hätten, um noch den Ausgleich zu erzielen. Doch dazu kamen es nicht mehr. Auf Grund eklatanter Defensivschwächen reichten auch drei Auswärtstore nicht für etwas Zählbares. "Man kann Spiele verlieren, keine Frage. Aber nicht so. Wir haben die Bälle eingefangen weil wir nicht 100% konzentriert waren. Trotz der schlechten Momente hatten wir ja Chancen, das wieder aufzuholen. Aber auch die haben wir nicht konsequent genutzt, auch das ist eine Konzentrationssache. Es war ja nun nicht so, dass Paloma uns an die Wand gespielt hat. Die Niederlage war selbst verschuldet, so kannst du gegen keine Mannschaft spielen."

Für unsere Jungs geht es am kommenden Freitag gegen den FK Nikola Tesla weiter, bei denen unser ehemaliger Co-Trainer Gökhan Sel aktuell das Zepter schwingt. Dass das keine einfache Aufgabe wird, hat heute bereits Spitzenreiter HSV III erfahren müssen, der 1:3 beim FK Nikola Tesla verlor. Zumindest wird dann Mittelfeldmotor Emin Kurpejovic wieder dabei sein können, der gegen Paloma ein 30minütiges Comeback nach seinem Muskelfaserriss feierte.

Dadurch wird es in der Tabelle nun wieder so richtig spannend. Zwar sind unsere Jungs noch Zweiter, allerdings liegt Eintracht Lokstedt nur noch einen Punkt zurück, auch BU kämpft sich auf Platz 4 mit großen Schritten an die Spitzengruppe heran – zudem hat der hoch eingeschätzte SSV Rantzau noch zwei Nachholspiele auszutragen.