U23 dreht Topspiel in Unterzahl

Unter der Woche war der SSV Rantzau das Gesprächsthema im Hamburger Fußball. Sensationell konnte man mit 3:1 gegen den TSV Sasel gewinnen, warf damit nach Altona 93 (6:5 nach Elfmeterschießen) bereits den zweiten Mit-Favoriten aus dem LOTTO-Pokal. Für unsere U23 stellte sich nun die Frage: Ist das schlecht für uns, weil Rantzau mit viel Schwung in die Partie geht? Oder gut, weil möglicherweise nach dem schweren Spiel hinten raus doch ein paar Körner fehlen? Die richtige Antwort lautet wohl: Beides!

"Wir kommen so besch...eiden in die Partie rein", stöhnte Trainer Jannik Paulat. Denn die Mannschaften waren noch nicht einmal ganz auf dem Feld, da gingen die Barmstedter bereits nach 34 Sekunden (!) durch ein Traumtor von Finn Krupski in Führung. "Ich bin mir nicht sicher, ob er den so machen oder eine Flanke schlagen wollte. Der Ball ging genau oben rechts ins Eck, da waren nur Fingerspitzen zwischen Sönke Günther und der Latte. Ein absolutes Traumtor", staunte unser Trainer bewundernd.

Nachdem sich unsere Mannschaft kurz schütteln musste, zog sie ihr gewohntes Spiel auf, dominierte die Partie über weite Strecken, ließ den Ball laufen und kam immer wieder zu guten Möglichkeiten, während sich die Gäste um unseren ehemaligen Regionalliga-Spieler Lennart Keßner überraschend defensiv verhielten. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fiel. Bojan Lukic schob eine Flanke zu Ayoub Akhber weiter, der flach rechts zum verdienten Ausgleich einschoß (38.). Wir hätten sogar vor der Pause noch in Führung gehen können, verpassten trotz guter Möglichkeiten aber das vorzeitige 2:1.

Zu Beginn der zweiten Hälfte knüpften unsere Jungs an die gute erste Hälfte ab, erarbeiteten sich weitere gute Torchancen. Doch dann kamen durch viele Fouls Emotionen ins Spiel, es wurde hektischer. Das Spiel verlagerte sich ins Mittelfeld mit kleineren Aktionen vor dem Tor auf beiden Seiten, die aber nicht die ganz große Gefahr ausstrahlten.

Pünktlich zum Beginn der Schlußphase schwächten wir uns selber: Der bereits gelb verwarnte Armando Luso musste nach einem wiederholten Foulspiel mit der Ampelkarte vom Platz (75.). Die Paulat-Elf verstärkte in Unterzahl die Defensivarbeit, ließ sich tiefer fallen und machte die Räume eng, denn den Punkt gegen das Spitzenteam aus Rantzau wollte man unbedingt mitnehmen. "Wir waren geduldig, haben mit Herz und Leidenschaft verteidigt, uns überall reingeschmissen und auch in Unterzahl die Drucksituationen gut verteidigt. Und dann kam es, wie es wohl kommen sollte..."

Okan Özütemiz fing einen Ball im Rantzauer Aufbauspiel ab und spielte direkt in den Lauf des eingewechselten Ede Zimmermann, der durchstartete und den Ball am Torhüter vorbei ins linke Ecke zum 2:1 schlenzte (83.). "Danach ging es für uns noch darum, die letzten Minuten zu überstehen. Und das haben wir deutlich besser gemacht als gegen den HSV", wo man kurz vor Schluss noch den sicher geglaubten Sieg verschenkte. Trotz acht Minuten dramatischer Nachspielzeit hielt man sich schadlos und gewann das Spitzenspiel in Unterzahl mit 2:1.

"Was soll ich noch sagen, mit fehlen mittlerweile echt die Worte. Eigentlich bin ich ja immer für einen Spruch zu haben, aber nach dem Spiel... unfassbar", hatte Paulat nach der hochdramatischen Partie, die seinen Alterungsprozess deutlich beschleunigt haben dürfte, gut lachen. "Man sagt natürlich immer, dass die Saison noch lang ist und wir von Spiel zu Spiel denken und das ist auch völlig richtig so - aber man kann auch einfach mal stolz ein und den Moment genießen. Ich glaube, dass wir jetzt als Team zusammen wissen was möglich ist. Die Jungs sind ehrgeizig genug, da jetzt auch weiter anzugreifen. Neuntes Spiel in Folge in der Landesliga ungeschlagen - Hut ab!"

Damit sind unsere Jungs punktgleich mit dem Hamburger SV III Tabellenführer der Landesliga Hammonia und haben bereits acht (!) Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten Eintracht Lokstedt, die allerdings ein Spiel weniger bestritten haben. Am nächsten Freitag ist unsere U23 um 19.15 Uhr beim Niendorfer TSV II (6.) zu Gast.