Erst viel Schatten, dann kamen Hoppe und Choi

Erst viel Schatten, dann kamen Hoppe und Choi

Regionalliga 06.04.2023

"So schlecht habe ich die noch nie gesehen", raunten sich die Zuschauer in der Pause auf den Rängen zu. Und Teammanager Olaf Bösselmann blickte Trainer Olufemi Smith vor der Pressekonferenz mit großen Augen an: "So laut habe ich dich noch nie gehört. Ich konnte dich bis oben in der Geschäftsstelle" hören. Da blickte sogar Smith erschrocken, der aber auch allen Grund für sein Pausendonnerwetter hatte. "Wir haben eine sehr schwache erste Halbzeit gespielt, lagen völlig zurecht mit 0:2 zurück", kritisierte der deutlich. "Ich weiß gar nicht, wie viele Standard-Situationen sie schon in der ersten Halbzeit hatte, wie oft wir nur noch klären konnten. Das war in allen Bereichen viel zu passiv."

In den ersten 45 Minuten lief nicht viel zusammen. Zwei Möglichkeiten in der Anfangsphase - Juri Marxen verpasste eine Hereingabe von Nils Brüning knapp (4.), Dylan Williams wurde mit einem kleinen Schubser von Moritz Frahm am Abschluss gehindert (5.) - sowie ein Kopfball von Fabian Grau, der den sehr guten Kieler Torhüter Noah Oberbeck zu einer Glanzparade zwang (23.). Das war die Norderstedter Offensivherrlichkeit im ersten Durchgang.

Holstein Kiels U23 war die klar bessere Mannschaft, fand immer wieder über die Außen einen Weg, den Ball in die Mitte zu schlagen, hatte eine Ecke nach der anderen. Glück für uns, dass die Hereingaben in der Mitte nur selten einen Anspielpartner fanden. Unglücksrabe des Tages war Rico Bork, der nach einer knappen halben Stunde im Strafraum Noah Gumpert von den Beinen holte. Laurynas Kulikas ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und traf vom Punkt zur Holstein-Führung (28.). Sieben Minuten später klärte Bork einen Eckball direkt vor die Füße von Marvin Obuz, der aus 18 Metern abzog und auf 2:0 stellte. "Du gehst mit einem guten Gefühl in die Pause, in der zweiten Halbzeit bist du dann viel zu passiv. Ich kann mir ehrlich gesagt heute nicht ganz erklären, warum wir so passiv geworden sind", wunderte sich nicht nur Kiel-Trainer Sebastian Gunkel über die zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. "Dann hat Norderstedt auch die Klasse, für mich eine der Mannschaften die ins obere Drittel gehört was die fußballerische Klasse angeht, findet Lösungen und hat uns vor Probleme gestellt."

Neben dem Pausen-Donnerwetter ("Wie waren in allen Bereichen viel zu passiv, wir waren im Spiel gegen den Ball nicht aggressiv, wir waren in den Zweikämpfen nicht aggressiv, im Ballbesitzspiel war es mehr ein Versteckspiel als das wir uns in den Räumen gezeigt haben") gehörten auch zwei personelle Änderungen zur Lösung: Maximilian Schütt und Benjamin Dreca blieben in der Kabine, Pelle Hoppe und Kangmin Choi kamen. Und plötzlich war es ein ganz anderes Spiel. Unsere Mannschaft war nicht wieder zu erkennen, spielte selbstbewußt nach vorne, während Kiel keinen Zugriff mehr bekam. "Die Wechsel haben ganz gut geklappt, Hoppe und Choi waren sehr belebend. Da haben wir dann wieder unser Gesicht gezeigt, dash at dann auch Spaß gemacht, sich das anzugucken."

Nach 54 Minuten brandete zum ersten Mal Jubel auf, doch zu früh: Cemal Sezer stand bei seinem Treffer im Abseits. Vier Minuten später konnten die Zuschauer erneut jubeln: Der eingewechselte Pelle Hoppe brachte nicht nur frischen Wind, sondern initiierte auch zahlreiche gefährliche Offensivaktionen. Er legte den Ball mit viel Übersicht zurück auf Nils Brüning, dessen leicht abgefälschter Ball im Kieler Kasten einschlug (58.).

Spätestens jetzt war das Spiel in unserer Hand. Die Schußversuche von Bork, Choi und Williams wurden nacheinander abgeblockt (61.), Bork fand mit seiner Flanke keinen Abnehmer (69.), Hoppe scheiterte am glänzend reagierenden Oberbeck (70.) - der Ausgleich lag in der Luft.

Die größte Möglichkeit hatte der wie immer gefährliche Cemal Sezer, dessen Schuß Oberbeck nach einer sensationellen Reaktion mit einer Fußabwehr auf der Linie abwehren konnte (76.), dann rutschte ein Hoppe-Eckball durch Freund und Feind hindurch und war gefährlicher, als er eigentlich sein sollte (77.).

Und dann fiel er doch noch, der hochverdiente Ausgleich: Pelle Hoppe, in der zweiten Halbzeit neben dem Kieler Keeper bester Mann auf dem Platz, spielte einen Doppelpass mit Rico Bork, der den Ball von der Grundlinie zurück legte - Kangmin Choi stand goldrichtig und traf aus acht Metern zum Ausgleich (78.).

Noch waren zehn Minuten Zeit, Kiel meldete sich zurück in der Partie und wollte ebenfalls den Sieg. Marvin Obuz' Versuch klärte Juri Marxen mit einer fliegenden Grätsche (80.), Eric Gueye setzte den Ball knapp am Pfosten vorbei (84.). Im Kieler Strafraum sorgte Manuel Brendel mit einem Kopfball, der knapp über die Latte strich, für die nächste Norderstedter Möglichkeit (85.), in der Schlußminute war es erneut Cemal Sezer, der mit seinem Kopfball nur Zentimeter den Kieler Kasten verpasste (90.+2).

"Wir sind ja mittlerweile Experten dafür, aus 0:2-Rückständen zumindest noch ein Unentschieden zu machen. Aber das kann es ja auch nicht wirklich sein und macht ja auch keinen SpaßKiel hat sich das Unentschieden sicher verdient, aber wenn man sich ansieht, welchen Anteil der Kieler Torhüter an dem Punkt hatte, ist es für uns ein komisches Gefühl zu sagen, dass wir nach einem 0:2-Rückstand nicht ganz zufrieden sind, aber so fühlt es sich gerade an. Denn natürlich wünscht man sich, wenn man so drückt, wenn man das Spiel so auf seine Seite zieht und kontrolliert wie wir das in der zweiten Halbzeit gemacht haben und sich auch klare Chancen erspielt, dass man das Spiel komplett dreht", zeigte sich Smith trotz der Moral und Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft nicht ganz zufrieden.

Unsere Jungs trainieren morgen früh noch einmal und haben dann 72 Stunden frei, ehe es am Montag abend mit der Vorbereitung auf das Spiel gegen die erstarkte U23 des FC St. Pauli (Sonntag, 16.04.2023, 14.00 Uhr) weiter geht. Dann müssen wir lernen, "von Minute 1 an bis zum Schluß diese Intensität und Fokussierung auf den Platz zu bringen."

 

Fotos: Joe Noveski

FC Eintracht Norderstedt

2 : 2

Holstein Kiel 2

Donnerstag, 6. April 2023 · 19:00 Uhr

Regionalliga Nord · 28. Spieltag

Schiedsrichter: Kevin Behrens Assistenten: Björn Behrens, Tim Wieggrebe Zuschauer: 405

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