Trotz drückender Überlegenheit: U23 verliert

Erfahrung schlägt Jugend

Im Moment des Schlusspfiffs stürmte Trainer Jannik Paulat in einer Geschwindigkeit, die Usain Bolt erblassen lassen würde, Richtung Schiedsrichter und musste sich erst einmal Luft machen. Dass der Schiedsrichter die sehr kurz bemessene Nachspielzeit mitten in einem Norderstedter Angriff beendete, anstatt den Angriff - wie sonst üblich - zu Ende spielen zu lassen, war wohl der letzte Funken, der den Vulkan zum Explodieren brachte.

Gebrodelt hatte es schon früher, zwei Entscheidungen waren da maßgeblich: Kurz vor der Pause ließ ein Abwehrspieler des SC Sperber sein Bein gegen Kufour Jamborek stehen - statt Elfmeter ließ der Referee weiter spielen, was auch bei den Gästen für Verwunderung sorgte (41.). Neun Minuten vor Schluß ging der bereits gelb verwarnte Jan Rückold im Strafraum mit gestrecktem Bein in Jeffrey Mensah rein - auch hier gab es erstaunlicherweise keinen Elfmeter (81.).

Fußball gespielt wurde auch: Anfangs gar nicht mal so gut, im Laufe des Spiels dann immer besser. Dabei begann das Spiel auch denkbar ungünstig. Es waren gerade einmal sechs Minuten gespielt, als wir hinten nicht aufpassten. Timo Gahrmann setzte sich auf der rechten Seite durch und passte flach in die Mitte, wo Santiago Zamora relativ ungestört zur Führung für den SC Sperber einschieben konnte (6.). "Wir machen einen Fehler und der wird dann bestraft", suchte Paulat nach den richtigen Worten. "Danach kam von Sperber kein Torschuß mehr."

Nach einem Abseitstor von Sperbers Dustin Vespermann (22.) ebbte die starke Anfangsphase der Alsterdorfer ab. Kufour Jamborek stellte mit seinem Schuß aus spitzem Winkel Gästekeeper Bent Hennersdorf vor erste Probleme (24.). kurz vor der Pause spielte Jamborek nach einer starken Einzelaktion den Ball auf Jerry Boakye, der am kurzen Pfosten noch entscheidend gestört wurde (37.).

Der 0:1-Pausenstand ging soweit sicher in Ordnung, da Sperber über die gesamte erste Halbzeit gesehen leichte Vorteile hatte. Im zweiten Durchgang wendete sich das Blatt dann aber komplett. Direkt nach Wiederanpfiff flankte Timo Gahrmann unter Bedrängung von Jasir Berisha aufs Tor (46.)- danach spielte nur noch Eintracht,  die Gäste schafften es nur selten, sich zu befreien.

Jeffrey Mensah bereite starke für Amir Osman vor, der den Ball aus guter Schußposition in die Arme des Torhüters beförderte (53.), Ryota Takada verfehlte den langen Pfosten knapp (56.), Ayoub Akhber setzte Kufour Jamborek stark in Szene, der den Ball allerdings deutlich über das Tor beförderte (61.). Es ging immer näher Richtung Tor, nur rein wollte das Ding nicht. Dafür wurden die Möglichkeiten immer hochkarätiger.

Jamborek schob den Ball nach einem hervorragend vorgetragenen Konter am Tor vorbei (67.), Akhber ließ drei Alsterdorfer aussteigen und scheiterte dann am Torhüter (69.). Zwei Zeigerumdrehungen später setzte Akhber Jasir Berisha in Szene, der aus 18 Metern den Pfosten traf. Wiederum nur 120 Sekunden später nagelte Kapitän Lars Kuchenbecker einen Freistoß an die Latte (73.), Jeffrey Mensah zwang mit sienem Freistoß Hennersdorf zu einer Flugeinlage (80.)... Das Tor blieb wie vernagelt. Nach dem zweiten nicht gebenen Elfmeter hatte Okan Özütemiz die letzte Chance auf den Ausgleich, sein Freistoß in der Schlußminute - selbst Torhüter Dave Ceesay war mit nach vorne geeilt - wurde noch leicht abgefälscht und landete im Toraus.

Dass man da am Ende mit leeren Händen steht, ist "unfassbar, mir fehlen wirklich die Worte", so Jannik Paulat nach der Partie. "Aber so brutal kann Fußball manchmal sein. Wir sind angerannt, angerannt, angerannt. Latte, Pfosten, knapp daneben, Weltklasse gehalten oder zwei glasklare Elfmeter, die uns verwehrt wurden. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, es sollte wohl heute einfach nicht sein. Man kann nicht immer gewinnen, aber dass es so brutal ist..."

Unterm Strich müssen wir aber zum dritten Mal in einer Woche eine Niederlage hinnehmen, die unglaublich unnötig ist.