Die Magie des neuen Mannschaftsbusses

Die Magie des neuen Mannschaftsbusses

Regionalliga 20.11.2022

Eintracht überrascht Herbstmeister

Der Matchwinner war schnell gefunden. „Es muss am neuen Bus liegen“, schmunzelte Olufemi Smith nach dem Überraschungscoup in Lübeck. „Zwei Auswärtsspiele, zwei Siege, so kann es weitergehen.“ „Vielleicht sollten wir bei den Heimspielen nach dem Frühstück auch mit dem Bus anreisen“, ergänzte Marius Ebbers lachend.

Der Grund für die gute Laune: Der überraschende 1:0-Sieg beim zuhause bisher unbesiegten Meisterschaftsfavoriten VfB Lübeck, bei dem wir als Eintracht Norderstedt noch nie gewinnen konnten. Dahinter steckten allerdings knapp 100 Minuten harte Arbeit. „Das hat sich meine Mannschaft heute wirklich verdient. Es war eine  absolute Energieleistung, eine engagierte, kämpferische Leistung, wo wir auch den einen oder anderen spielerischen Akzent setzen konnten. Natürlich mussten wir viel aushalten und viel leiden, haben das aber bravourös gemacht  und es bis zum Ende geschafft, voll konzentriert zu verteidigen. Wir sind megahappy, auch mal ein Spiel gegen eine Top-Mannschaft gewonnen zu haben und freuen uns, eine wirklich ordentliche Hinrunde abgeschlossen zu haben", so der Trainer.

Was uns sehr motiviert hat, war die Kulisse“, sagte Marc Bölter nach der Partie: „Auch wenn es die gegnerischen Fans waren, bei der Kulisse bis du 100% wach, hast jede Aktion 100% gegeben. Jeder hat verstanden, worum es ging.“ Bölter, der im defensiven Mittelfeld unglaublich viele Wege ging und zahlreiche Bälle gewann, musste nach 72 Minuten ausgewechselt werden. „Das Spiel war sehr anstrengend, insbesondere in der ersten Halbzeit, weil wir hoch gepresst haben und die Räume hinter den Stürmern ziemlich groß waren. Das musste dann von der Laufarbeit her gefüllt werden.“

Überragender Spieler in einer durch die Bank weg guten Mannschaft war einmal mehr Abwehr-Chef Fabian Grau. Bezeichnend die 43. Minute: Robin Kölle erwischte Grau auf dem falschen Fuß, ging an unserem Innenverteidiger vorbei und hatte freie Bahn – vier, fünf Meter später war Grau wieder da und nahm Kölle den Ball ab. „Ich habe nur Ebbe angeguckt und ihn gefragt ‚Wo kam der denn jetzt plötzlich wieder her?‘“ staunte nicht nur unser Trainer. Sorgenfalten bereitete ihm allerdings die Nachspielzeit, als Grau mit Lübecks Hovi zusammen prallte. Nach der Partie musste Grau im Krankenhaus genäht werden, zog sich eine leichte Gehirnerschütterung zu. Ob er gegen Havelse spielen kann? Fraglich. („Kopfverletzungen sind immer sehr kritisch, da muss man sehr vorsichtig mit umgehen.“) Da auch Andre Wallenborn und Yannik Nuxoll weiter ausfallen, könnte das in der Innenverteidigung eng werden…

Doch zurück zum Lübeck-Spiel. Beide Mannschaften gingen mit viel Schwung in die Partie, unsere Elf zeigte früh, dass man sich hier weder verstecken noch hinten einigeln würden und spielte munter mit. Allerdings standen beide Defensivreihen zunächst gut. Nach gut zwanzig Minuten legte der VfB den Hebel um, brachte mehr Druck in die Partie und übernahm die Spielkontrolle. Und plötzlich wurde es im Minutentakt gefährlich. Zunächst grätschte Tjark Hildebrandt dem einschussbereiten Gözüsirin den Ball vom Fuß (26.), dann setzte Farrona Pullido eine Kölle-Flanke an die Latte (27.), Dylan Williams rettete für den schon geschlagenen Lars Huxsohl gegen Mirko Boland auf der Line (28.) und Egerer setzte die Kugel aus zehn Metern freistehend über das Tor (29.). Die umgehende Antwort verpasste Jan Lüneburg, der eine Hildebrandt-Flanke aus sechs Metern über das Tor köpfte (30.). Dann rettete Lübeck gleich zwei Mal gegen Nils Brüning. Im direkten Gegenzug klärte Fabian Grau im letzten Moment zur Ecke. Die wiederum landete bei Felix Drinkuth, der im Fallen erneut nur das Aluminium traf (34.).

Lübeck hatte in dieser Phase einige sehr gefährliche Chancen mit den beiden Latten- und Pfostenschüssen und der Klärungsaktion von Dylan auf der Linie. Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir da einen rein bekommen“ musste Marc Bölter anerkennen, ehe er den Griff ins große Lexikon der Fußball-Weisheiten warf: „So ist es nun mal im Fußball. Wenn du die Tore vorne nicht machst, kriegst du sie hinten rein.“

Und weil das große Buch der Fußball-Weisheiten immer recht hat, passierte genau das: Nach einem Eckball wurde der Ball noch einmal auf den rechten Flügel rausgespielt, wo Pelle Hoppe noch einmal Maß nahm, die Kugel butterweich in die Mitte servierte, wo Rechtsverteidiger Tjark Hildebrandt goldrichtig stand. „Als Pelle den Ball von außen sehr gut reingebracht hatte, habe ich gehofft, dass der Ball irgendwie zu mir durchkommt. Und dann landet er direkt auf meinem Kopf. Einfach klasse“, freute sich der Schütze des Tor des Tages über seinen ersten Regionalliga-Treffer. Auch sein Trainer war voll des Lobes über den 19jährigen. "Tjark hat heute einen Sahnetag erwischt. Es freut mich riesig für den Jungen, der seit er bei uns ist eine tolle Entwicklung nimmt. Er wird sich den Tag heute sicherlich rot im Kalender anstreichen.“

Mit dem Schwung des in dieser Phase nicht unbedingt erwarteten Führungstreffers ging es in die Pause – wohlwissend, dass es im zweiten Durchgang nicht einfacher werden würde.

In der ersten Halbzeit hatten wir bei einigen Situationen Glück, aber in der zweiten Halbzeit hat jeder einzelne eine unglaubliche Defensivleistung gezeigt“, platzte Lars Huxsohl fast vor stolz auf seine Mannschaft und sprach damit den – neben dem Mannschaftsbus natürlich – zweiten entscheidenden Faktor an. Denn die Lübecker drückten, versuchten viel, doch die zahlreichen klaren Möglichkeiten des ersten Durchgangs hatte man nicht mehr.

Der eingewechselten Hovi lief sich frei, spielte den Ball dann allerdings in den Rücken seiner Mitspieler – da haben wir viel Glück gehabt (52.), 120 Sekunden später parierte Huxsohl einen Kopfball von Gruppe sowie den Nachschuss, einen Aufsetzer von Egerer („Die muss ich haben“).

Die größte Chance im zweiten Durchgang war so gar nicht geplant: Marius Hauptmann flankte den Ball von der rechten Seite in die Mitte. „Die Flanke wurde immer länger und länger. Ich musste spekulieren, dachte da kommt vielleicht noch jemand dran“, beschreibt Huxsohl die Situation aus seiner Sicht. „Das passierte nicht, dann war ich zum Glück noch mit der Hand dran.“ Mit einem katzenartigen Reflex lenkte unser Torhüter den Ball um den Pfosten. Zwei Mal konnte unsere Defensive vor den einschussbereiten Lübeckern klären (Bojadgian gegen Hovi/82., Huxsohl gegen Egerer 89.), dann war die Überraschung perfekt: Die drei Punkte gehen nach Norderstedt.

Ich hatte das Gefühl, dass es körperlich nicht das anstrengendste Spiel war, dafür aber mental. Man musste wirklich das gesamte Spiel über zu 100% konzentriert sein. Gerade am Ende, als sie alles nach vorne geworfen haben, war es sehr, sehr schwer. Wir haben das unglaublich gut verteidigt, uns in jeden Zweikampf, in jeden Ball reingeworfen und uns den Sieg einfach erarbeitet“, freute sich der letzte verbliebene Innenverteidiger Hamajak Bojadgian über den Sieg. „Wir hatten diese Woche alle das Gefühl, dass wir heute dran sind und so ist es dann auch gekommen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und ein sehr wichtiger Sieg heute.“

Kapitän Juri Marxen: „Lübeck hat natürlich nochmal eine andere Qualität. Tendenziell haben wir dann auch weniger Ballbesitz, verteidigen viel, müssen viele Räume zu machen, damit sie ihre Qualitäten nicht entfalten können. Ich bin sehr, sehr glücklich und stolz auf die Mannschaft, wie wir das Spiel angegangen sind und es am Ende über die Zeit gewuppt haben. Wir hatten uns viel vorgenommen im zweiten Top-Spiel hintereinander, nachdem wir uns letzte Woche gegen Flensburg nicht ganz belohnen konnten. Und so ein dreckiger Sieg macht ja auch richtig Spaß.“

Und auch die Lübecker Nachrichten, die vor dem Spiel noch vom „Lieblingsgegner“ Eintracht Norderstedt schrieben, mussten einsehen, dass die „Festung Lohmühle fällt“.

Die Mannschaft hat heute bis zur letzten Minuten alles gegeben und sich den Sieg erkämpft“, freute sich der Schütze des Tor des Tages, Tjark Hildebrandt. „Ich hoffe, dass wir den Schwung mit in die Rückrunde nehmen können und schon am nächsten Wochenende in Havelse den nächsten Sieg feiern können.“

Fotos: Joe Noveski

VfB Lübeck

0 : 1

FC Eintracht Norderstedt

Samstag, 19. November 2022 · 14:00 Uhr

Regionalliga Nord · 19. Spieltag

Schiedsrichter: Yannick Rath Assistenten: Ralf Iwanowski, Christopher de Vries

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