Wellenbad der Gefühle

Wellenbad der Gefühle

Regionalliga 06.08.2022

Sechs Tore in Jeddeloh

Als Schiedsrichter Jost Steenken die Partie beendete, gingen die Norderstedter Köpfe enttäuscht nach unten, auf der Gegenseite brandete Jubel auf. Während man auf Norderstedter Seite "zwei verlorenen Punkten" hinterher trauerte, konnte der SSV Jeddeloh wie in der Vorwoche in Drochtersen in letzter Sekunde noch etwas Zählbares mitnehmen.

"Rauf und runter ging nur der Puls", fasste Olufemi Smith seine Gefühlslage zusammen. "Auf dem Spielfeld ging es eigentlich nur rauf." Zumindest im ersten Durchgang war es phasenweise Einbahnstraßenfußball. Wie es trotzdem zur Pause 2:1 für die Ammerländer stehen konnte, konnte man sich auf beiden Seiten nicht so richtig erklären. "Wir haben eine sehr ordentliche Partie gespielt, sind sehr gut ins Spiel reingekommen."

Die Smith-Elf überraschte die Niedersachsen mit viel Schwung und setzte sich früh in deren Hälfte fest. Schon nach 37 Sekunden kam eine Flanke von Rico Bork in die Mitte, wo ein Jeddeloher Abwehrspieler noch vor Kangmin Choi an den Ball kam und zum Eckball rettete. Der erste Versuch wurde noch abgewehrt, den zweiten brachte Rico Bork fast von der Grundlinie aufs Tor - die Kugel klatschte an die Latte. Zu dem Zeitpunkt war die Partie gerade einmal 79 Sekunden alt.

Nach vier Minuten klärte Michel Hahn vor Pelle Hoppe, die folgende Ecke verpasste den Kopf von Yannik Nuxoll nur um wenige Zentimeter (5.). Dann ließ Choi Temin aussteigen und brachte den Ball vor das Tor, wo Dylan Williams das Kunststück fertig brachte, den Ball aus einem Meter Entfernung nicht im Tor unterzubringen (11.). Der SSV hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn man zu diesem Zeitpunkt schon 0:2 zurück gelegen hätte.

Doch da Fußball ja nicht immer nur schön, sondern auch grausam sein kann, schlug Jeddeloh mit seiner ersten Tormöglichkeit zu. Miguel Coimbra Fernandes bekam in der eigenen Hälfte den Ball zugespielt und zündete den Turbo. Er ließ Marxen, Koch und Behounek hinter sich und zog aus 23 Metern ab. Der perfekt getretene Ball schlug unhaltbar für Lars Huxsohl neben dem Pfosten ein (14.). "Die erste 14 Minuten fand ich uns wirklich richtig stark, dann kam der Nackenschlag mit dem Gegentor", sagte Smith nach der Partie. "Das war in der Entstehung eher ungeschickt, wir haben uns in dem Moment nicht gut angestellt."

180 Sekunden später ging der Puls bei unserem Trainer wieder hoch. Rico Bork hatte sich in Szene gesetzt und den Ball in die Mitte gespielt - Michel Hahn kam deutlich zu spät und senste unseren Linksverteidiger an der Grundlinie um. Die sehr großzügige Linie von Schiedsrichter Jost Steenken war zunächst gewöhnungsbedürftig, doch da er das konsequent durchzog, absolut in Ordnung und am Ende sogar gut für das Spiel - hier wäre eine gelbe Karte jedoch zwingend erforderlich gewesen.

Nach dem Führungstreffer kamen die Gastgeber deutlich besser in die Partie und durch einen Kopfball von Julian Bennert, der neben das Tor ging, zur nächsten Tormöglichkeit - den Ton gaben aber weiter die Männer in rot an. Nach einem Diagonalpass über 50 Meter von Rico Bork legte Kangmin Choi den Ball zurück auf Jonas Behounek - der trat in aussichtsreicher Position jedoch über den Ball (29.), sechzig Sekunden später zwang Pelle Hoppe Felix Bohe im Tor des SSV zu einem starken Reflex - stand dabei jedoch im Abseits.

Wenn Jeddeloh gefährlch wurde, dann in erster Linie über Distanzschüsse - Marcel Gottschling trat die Kugel jedoch einen Meter über das Tor (32.). Auf der anderen Seite vergab man erneut leichtfertig eine vielversprechende Situatoion. Elias Saad lief drei Jeddelohern davon und steckte den Ball in die Mitte, wo Hoppe und Choi sich nicht einig waren, werde den Ball nimmt, was Hahn dankend annahm und den Ball aus der Gefahrenzone beförderte (38.).

"Wir haben den Gegentreffer sehr gut weggesteckt, an unserem Plan festgehalten und unser Spiel weiter gespielt." Das wurde kurz vor der Pause belohnt: Juri Marxen flankte den Ball in die Mitte, wo Elias Saad völlig frei einköpfen konnte (42.). "Das ist hochverdient, das ist unser Spiel" rief Olufemi Smith seinen Spielern zu. Nur um kurz darauf ein langes Gesicht zu machen: Jeddeloh konterte über Shaun Minns, Lars Huxsohl kam in der Mitte noch mit der Hand an den Ball, beförderte diesen allerdings gegen Kangmin Choi, der ebenfalls klären wollte. Von dort prallte die Kugel vor die Füße von Marcel Gottschling, der zum 2:1 abstauben konnte (45.+1).

"Dass wir in der Nachspielzeit noch einen Konter nach einer eigenen Ecke fangen, ist nicht in Ordnung, das ist naiv verteidigt und dass, was wir uns wirklich vorwerfen lassen müssen. Dass man dann nicht mit dem 1:1 in die Pause geht, ist sehr, sehr naiv."

Allerdings:"Was uns positiv stimmt, ist, dass wir in der zweiten Halbzeit sehr viel Moral bewiesen haben. Wir hatten die Köpfe oben, haben unser Spiel weitergespielt. Wir haben weiter gesehen, dass das, was wir uns vorgenommen haben, funktioniert." Und wie: Bohe musste gegen Hoppe mit beiden Fäusten klären (47.), Saad schoß den Ball nach einem Eckball aus nächster Nähe in die Wolken (49.). Man arbeitete, man kämpfte, man mühte sich. Und man belohnte sich. Ähnlich wie vor dem erstem Tor kam erneut der Ball von der linken Seite in die Mitte geflogen, wo dieses Mal Kangmin Choi goldrichtig stand und wie vorher schon Elias Saad ebenfalls per Kopf traf (55.).

Nach einer guten Stunde belohnte unser Trainerteam Manuel Brendel für seine guten Trainings- und Pokalleistungen mit seinem Regionalliga-Debüt. Keine 120 Sekunden später hatte Brendel die Führung auf dem Fuß, nachdem Saad eine Hoppe-Flanke per Kopf zurück legte, ein Jeddeloher Abwehrbein verhindert den Einschlag (64.). Doch mit dem nächsten Angriff war das Spiel gedreht: Elias Saad flankte von der linken Seite, im Rückraum schlich sich Rico Bork heran, bekam irgendwie sein Bein an den Ball und brachte den Ball zum 3:2 im Netz unter (65.).

Wie reagierte Jeddeloh auf den Rückstand? Mit Miguel Fernandes, der den Ball nicht richtig traf und es dadurh gefährlich machte, doch Huxsohl war auf dem Posten (75.). Mit drei Wechseln läutete der SSV dann die Schlußphase ein, auf Norderstedter Seite musste der bärenstarke Bork seinem immensen Aufwand Tribut zollen und wurde durch Dane Kummerfeld ersetzt. Der hatte auch gleich die nächste gute Szene und trat einen Freistoß aus 18 Metern nur Millimeter über den Querbalken (84.).

Jeddeloh legte nun den Vorwärtsgang ein, versuchte viel, während unsere Jungs das Ergebnis über die Runden bringen wollten. Das sah auch gut aus, da der Jeddeloher Aufwand nicht in nennenswerten Torchancen mündete - bis der kurz zuvor eingewechselte Kazra Ghawilu an der Strafraumgrenze den Ball bekam und kurz entschlossen abzog. Der Ball schlug rechts unten im Tor ein. Dabei sah der ansonsten gewohnt souveräne Huxsohl nicht gut aus (89.). "Wir haben das Spiel hochverdient gedreht", fand nicht nur Smith. "Und dann gab es leider wieder diese eine Situation, in der wir das nicht konsequent verteidigen und wo auch der Torhüter etwas unglücklich aussieht."

Einen Aufreger hatte diese extrem unterhaltsame Partie dann doch noch parat. In der Nachspielzeit schickte Simon Brinkmann Ghawilu in den Strafraum. Der wurde bedrängt von Yannik Nuxoll, hatte aber die bessere Position. Von der Seite kam Fabian Grau mit viel Tempo und einer perfekt getimeten Grätsche ein - und brachte damit gleichzeitig Ghawilu, Yannik Nuxoll und Lars Huxsohl, der das Knie von Ghawilu an den Kopf bekam, zu Fall. Da bei der Klärungsaktion alles sauber ablief, ging es allerdings mit Eckstoß weiter. Wenige Augenblicke später war die Partie dann vorbei. "Es fühlt sich nicht gut an, weil es sich nicht nach einem gewonnen Punkt, sondern nach zwei verliorene Punkten anfühlt", machte Smith aus seinen Gefühlen kein Geheimnis, war aber positiv, "dass wir mit etwas Abstand mit diesem Unentschieden gut leben können."

Es klang schon mal im Ticker an, aber es muss einfach nochmal gesagt werden: Das Ergebnis einmal außen vor gelassen, war das ein richtig geiles Fußballspiel, in dem es mit hohem Tempo und hoher Intensität hin und her ging, in dem sich mit offenem Visier bekämpft und nichts geschenkt wurde. Beide Mannschaften haben ihr Herz auf dem Platz gelassen und tolle Werbung für die Regionalliga gemacht.

 

Für uns geht es am Samstag mit dem Auswärtsspiel bei der SV Drochtersen/Assel weiter. Anstoß ist um 17.00 Uhr.

 

Fotos: Joe Noveski

SSV Jeddeloh

3 : 3

FC Eintracht Norderstedt

Samstag, 6. August 2022 · 16:00 Uhr

Regionalliga Nord · 02. Spieltag

Schiedsrichter: Jost Steenken Assistenten: Julian Meckfessel, Philip Eiben Zuschauer: 383

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